Werte kann man nicht lehren, sondern nur vorleben
Ob unsere Politiker dieses Zitat von Viktor Frankl wohl kennen und verinnerlicht haben?
Wenn wir Demokratieförderung als eines der obersten Ziele deutscher Politik festlegen, so müssen auch unsere Entscheidungen demokratischen und sachlichen Grundsätzen folgen. Demokratie lebt vom Diskurs und davon, andere Meinungen auszuhalten. Andere Meinungen können um weitere Aspekte bereichern und unter Umständen auch die eigene Position festigen. Dies zu leben und vorzuleben ist unsere Pflicht grade im Umgang mit Ländern, in denen Meinungsfreiheit nicht hoch im Kurs steht.
Die Demokratie ist weltweit unter Druck, wie u.a. die Bertelsmann-Stiftung zuletzt feststellen musste. Die Zahl der Autokratien steigt, die der Demokratien sinkt.
Die Entscheidung, Posten im Auswärtigen Amt nach anderen Kriterien als allein nach Kompetenz zu besetzen ist eine Kehrtwende und ein Schlag ins Gesicht jeder Frau. Man muss nicht radikale Feministin sein, um zu erkennen, dass die Auswahl von Mitarbeitern nach Geschlecht oder politischer Einstellung nicht die Position der Frauen stärkt, sondern im Gegenteil: ihre Position schwächt.
Eine Entscheidung nach solchen Aspekten ist, das lässt sich nicht beschönigen, ein Armutszeugnis für diese Politik. Anstatt anzunehmen, dass sie sich langfristig durchsetzen werde, da sie allgemein als sinnvoll und zielführend erachtet wird, erklärt man sie zu etwas, das nur mit Druck umgesetzt werden kann. Druck erzeugt Gegendruck, dieses einfache physikalische Gesetz gilt auch in der Politik.
Wertebasierte Außenpolitik ist ohne wertebasierte Personalpolitik nicht möglich
Schon seit Ende der Neunziger Jahre konnte man feststellen, dass gerade beliebte Posten zunehmend an Mitglieder bestimmter Parteien vergeben wurden. Bis dahin waren sie altgedienten Diplomaten durchaus auch als Belohnung für die Leistung an vorhergehenden schwierigen Posten vorbehalten.
Das Wissen, dass auf einen „Härteposten“ nicht unbedingt ein angenehmer Posten folgt, weil diese anderweitig vergeben werden, lässt den Frust beim Stammpersonal steigen.
Konnte man sich früher noch sicher sein, dass auf „sieben schlechte Jahre sieben gute Jahre folgen“ würden, kann man sich nun lediglich sicher sein, dass nichts sicher ist. Qualifikation und langjährige Erfahrung – auch in schwierigen Ländern – scheinen keine Rolle mehr zu spielen.
Engagement und das Eingehen von Risiken, gerade in diesem Beruf oft verbunden mit Verzicht im Privaten und Einschränkungen der Familie, werden nicht belohnt und sind somit nicht mehr sinn-voll. Immer wichtiger wird Mitarbeitern aber der Sinn ihrer Arbeit. Wenn sie diesen nicht erkennen, lässt ihre Motivation spürbar nach, der Krankenstand steigt.
Diese Form der Personalpolitik wird also ganz entscheidende Auswirkungen auf die deutsche Außenpolitik und somit nicht zuletzt die Rolle Deutschlands in der Welt haben.
Angesichts der aktuellen Lage benötigen wir Persönlichkeiten, die sich als Krisenmanager bewährt haben und mit ihrem in der Regel männlichen Gegenüber souverän und fachlich kompetent verhandeln können.
Ob diese Persönlichkeit männlich oder weiblich ist, welche persönliche Einstellung sie hat, spielt dabei keine Rolle. Ausschlaggebend ist einzig und allein die Kompetenz, unsere freiheitliche-demokratische Grundordnung und unsere Werte nach innen und außen zu vertreten und zu vermitteln.